Interview mit Kläus Sieber

Urs Heinz Aerni: Kochen und malen, dazu soll dieses Buch die Kinder anregen. Die meisten malen ja schon sehr früh. Wieso sollen sie kochen?

Kläus Sieber: Für Kinder ist Kochen – wie auch das Malen – mit Sicherheit ein kreatives Erlebnis. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Kinder, die beim Kochen helfen dürfen, dies als großes Ereignis spüren und einen direkten Bezug zu gutem und frischem Essen bekommen. Wenn Erwachsene mit Kindern kochen, schweißt das zusammen, und wenn das Gekochte noch gut gelingt und schmeckt, ist das Erlebnis umso größer. Gemeinsamkeit an der Tafel ist sehr persönlich und innig.

Aerni: Sehr bunt und sogar poetisch vermitteln Sie Rezepte für Kinder. Wie kann man sich die Vorbereitung zu diesem Buch vorstellen? Alles mit Kleinen durchgekocht?

Sieber: Jedes Kind hat Lieblingsmenüs. Das Gekochte schmecket im engen Familienkreis meist am besten. Viele dieser Rezepte sind einfach nachzukochen. Deshalb hatte ich die Idee und habe darauf geachtet, die gewählten Rezepte simpel zu halten, sodass auch Kinder ihre Lieblingsmenüs ganz einfach nachkochen können. Viele der Rezepte im Buch habe ich mit unseren Gastköchinnen Lia und Elisa gekocht, um Gewähr zu haben, richtig getextete Rezepte kindlich zu vermitteln. Die Geschichte von Gurlimuzz & Hennriette ist eine Erweiterung meines ersten Buchs Gurlimuzz & Schnööte, ein Familienkochbuch mit alten Rezepten.

Aerni: Versetze ich mich selber zurück in meine Kindheit, dann würde ich die Bilder in Ihrem Buch ausmalen, aber nicht zum Kochlöffel greifen. Was würde ich verpassen?

Sieber: Ein Erlebnis – die Düfte der frischen Produkte beim Zerkleinern oder auch den Erfolg und Stolz nach einem gelungenen Menü. Außerdem gute und frische Küche, welche voll von Vitaminen sind. Verpassen würde man auch traditionelle, gut bürgerliche Menüs, die trotz einfacher Zubereitung sehr lecker sind. Verpassen würden Sie sicher auch die Nähe zum Erwachsenen, der ja mitkocht.

Aerni: Sie kochten schon als Teenager und sammelten Rezepte. Wer war Ihr Vorbild damals?

Sieber: Meine Mutter pflegte mit frischen Produkten zu kochen. Leider verstarb sie sehr früh und so hielt ich mich nebst den Rezepten meiner Mutter auch an die Kochkünste meiner lieben Nachbarinnen. Zu dieser Zeit kochten die meisten Leute sehr ähnlich – auch aus dem Grund, da früher einfachere Verhältnisse herrschten. Wenn möglich kam alles aus dem eigenen Garten oder dem benachbarten Bauernhof.

Aerni: Was raten Sie Familien und Kindern, die keinen Garten oder gar Hühner haben können?

Sieber: Den Weg zurück zur einfachen Küche findet der Koch auf den Bauernhöfen oder dem Bauernmarkt. Sehr viele Bauernhöfe haben eigene Hofläden mit frischen Produkten, die am selben Tag geerntet werden. Es gibt auch einige Großverteiler, die mit regionalen Produkten werben und diese verkaufen. Kinder sollen auch lernen, dass kurze Transportwege der Lebensmittel umweltfreundlicher sind und die Produkte länger frisch halten.

Aerni: Am Schluss gibt es sogar noch Einladungskarten zum selbstgemachten Essen. Besiegelt Ihr Buch das Ende der Fastfood-Epoche?

Sieber: Kinder – wie auch Erwachsene – sind stolz auf ein gelungenes Essen. Die Einladungskarten sollen ein Anreiz sein, nahe Verwandte, Schulkollegen und Freunde einzuladen. Ein Familienmitglied oder einen Freund verwöhnen zu dürfen, ist ein positives Erlebnis, worauf gerade Kinder stolz sein können. »Auswärts« essen soll ein spezielles Erlebnis bleiben. Ich koche sehr gerne und trotzdem gönne ich mir ab und an etwas Leckeres in einem Restaurant. Die Rezepte im Buch sind eine andere Art von Küche als die der Fastfood-Anbieter. Ich denke, dass man dies nicht vergleichen kann. Was mir persönlich jedoch sehr wichtig ist, sind »Foodwaste« und Verpackungsabfall. Diese Themen werden im Buch beschrieben und ich persönlich lebe auch danach. Lebensmittel werfen wir in unserem Haushalt nie weg. Beim Einkauf achte ich auf wenig Verpackungsmaterial. In Hofläden vom Bauer wird dies auch so gehandhabt. So vermeide ich unnötiges Verpackungsmaterial, bekomme frische Produkte und unterstütze die Arbeit des Bauers.

Kläus Sieber – Gurlimuzz & Hennriette
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Kläus Sieber – Gurlimuzz & Schnööte
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Buchbesprechung von Franziska Bauer

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